Die Max-Planck-Gesellschaft und die mörderische Vergangenheit: Personelle Verflechtungen zeigen, wie stark Wissenschaftler der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft an NS-Verbrechen beteiligt waren.
Artikel von Ernst Klee aus "Die Zeit" Ausgabe 05/2000
Juli 1945. Aussage des ehemaligen Häftlings Dr. med. Miklós Nyiszli vor einer Kommission zur Fürsorge deportierter ungarischer Juden: Er sei Gehilfe eines Dr. Mengele gewesen, habe Menschen vermessen, die getötet wurden, ihre Leichen geätzt, in Pakete gepackt und "dem anthropologischen Institut in Berlin-Dahlem" geschickt.
März 1946. Nyiszli sitzt am Vorwort zu seinem Buch Jenseits der Menschlichkeit - ein Gerichtsmediziner in Auschwitz (seltsamerweise wurde es erst 1992 ins Deutsche übersetzt). Ungezählte Protokolle, berichtet Mengeles Sklavenarzt, habe er mit seiner Häftlingsnummer unterschrieben: "Anschließend wurden diese Dokumente von dem mir vorgesetzten SS-Arzt Dr. Mengele signiert und gelangten mit der Post an folgende Adresse: ,Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Berlin-Dahlem'." Das Kaiser-Wilhelm-Institut unterstand zu dieser Zeit dem Zwillingsforscher Otmar Freiherr von Verschuer.
3. Mai 1946. Die Neue Zeitung in München meldet, der Rassenfanatiker Verschuer habe von seinem Oberassistenten Mengele in regelmäßigen Abständen Blutproben und Augenpaare von "Zigeunern" aus Auschwitz bekommen.
10. Mai 1946. Verschuer verfasst eine eidesstattliche Erklärung über Mengele: "Von seiner Arbeit ist uns nur bekannt geworden, dass er sich bemüht hat, den Kranken ein Arzt und Helfer zu sein." Eine von vielen Lügen. Zwei Jahre zuvor, im März 1944, hatte Verschuer der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter dem Kennwort "Spezifische Eiweißkörper" berichtet: "Als Mitarbeiter in diesem Forschungszweig ist mein Assistent Dr. med. et Dr. phil. Mengele eingetreten. Er ist als Hauptsturmführer und Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz eingesetzt. Mit Genehmigung des Reichsführers SS werden anthropologische Untersuchungen an den verschiedensten Rassengruppen dieses Konzentrationslagers durchgeführt und die Blutproben zur Bearbeitung an mein Laboratorium geschickt." Verschuer im nächsten Bericht, Oktober 1944: "Die weitere Forschung wird zusammen mit Dr. Hillmann, Mitarbeiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie, fortgeführt." Günther Hillmann ist Eiweißspezialist und Assistent des Biochemikers Adolf Butenandt.
Das 1927 in Berlin gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik ist die Wissenschaftszentrale des "Rassenhygiene" genannten Rassenwahns. Der NS-Staat braucht das Institut: zur Schulung von Ärzten und Funktionären bei der Ausmerzung angeblich Erbkranker. Zur gutachterlichen Unterscheidung von Juden und Ariern. Zur Legitimierung der Rassenpolitik.
Am KWI promovieren Leute wie der "Zigeunerforscher" Adolf Würth ("Die rassenbiologische Zigeunerforschung ist die unbedingte Voraussetzung für eine endgültige Lösung der Zigeunerfrage"). Am KWI werden Ärzte geschult wie Georg Renno, später Vergasungsarzt in der Euthanasie-Anstalt Hartheim bei Linz (nach 1945 Pharmavertreter bei Schering unter falschem und auch richtigem Namen). Am KWI amtieren Abteilungsleiter wie der Rassenhygieniker Fritz Lenz, der sich schon 1931 gelobt hatte, dass sein Werk "zur Vorbereitung der nationalsozialistischen Weltanschauung beigetragen" habe (nach 1945 Direktor des Instituts für menschliche Erblehre der Universität Göttingen).
Vorgänger Verschuers und Leiter des Instituts bis 1942 ist der 1874 geborene Rassenforscher Eugen Fischer ("Die erblich Kranken und rassenmäßig in unser Volk nicht Passenden müssen ausgemerzt werden"). Fischer dankt Hitler nach den Nürnberger Rassengesetzen, dass er "den Erbforschern ermöglicht habe, ihre Forschungsergebnisse dem Volksganzen praktisch dienstbar zu machen".
Sein Schüler Verschuer rühmt Hitler ebenso und meint 1941: "Die politische Forderung der Gegenwart ist eine neue Gesamtlösung des Judenproblems."
Ehrenerklärungen der Nachkriegszeit heißen nach einem Waschmittel "Persilscheine", weil braune Vergangenheit weiß gewaschen wird. Zur historischen Wahrheit tragen sie natürlich nicht bei, aber sie dokumentieren, wer für wen lügt oder schönt. Am 19. September 1949 treffen sich in Stuttgart Verschuers Freund und Gönner Butenandt, Max Hartmann (KWI für Biologie), Boris Rajewsky (KWI für Biophysik) und der Pharmakologe Wolfgang Heubner, der im Juni 1944 Berater bei geplanten Versuchen an "Zigeunern" im KZ Dachau war.
Die vier Professoren bescheinigen Verschuer "eine gegnerische innere Haltung" und bezeichnen Mengele feinsinnig als "Lazarettarzt" - Lazarettarzt in Auschwitz-Birkenau.
Lieferschein von Mengele - Kopf eines 12-jährigen Kindes
Warum wusch Adolf Butenandt den KZ-Arzt Mengele rein?
Nun waren aus Birkenau Augen von "Zigeunern" eingegangen. Im Persilschein liest sich das so: Mengele habe "die Augäpfel einer Zigeunerin, die seine Patientin" (!) gewesen und an Nierentuberkulose gestorben sei, ans Institut nach Dahlem gesandt. Danach seien noch drei Kinder "dieser Zigeunerin ums Leben" gekommen. Bei der ganzen Sache habe es sich lediglich um die Privatforschung der KWI-Assistentin Karin Magnussen gehandelt.
Die Formulierungskünste des Stuttgarter Dokuments gipfeln in dem Satz: "Wie weit Dr. Mengele selbst zu der infrage stehenden Zeit - nämlich während der Übersendung von Blutproben - über die Greuel und Morde in Auschwitz orientiert war, läßt sich aus den verfügbaren Unterlagen nicht erkennen." Ein raffinierter Satz: Wusste Mengele nichts, konnten Verschuer und Butenandt schon gar nichts gewusst haben. Verschuers Karriere ist gerettet: 1951 wird er Ordinarius und Leiter des Instituts für Humangenetik in Münster.
Was aber war wirklich zwischen Auschwitz und Berlin vorgegangen? Mengele hatte versucht, mittels Adrenalin die Augenfarbe von Häftlingen zu verändern.
Die nach Auschwitz verschleppte Anthropologin Martina Puzyna sollte 1944 eine Holzkiste zur Lagerpost bringen: "Ich öffnete die Kiste und stellte fest, daß sie Gläser enthielt, in denen sich herauspräparierte menschliche Augen befanden." SS-Oberscharführer Erich Mussfeld in einer Aussage 1947 vor dem Staatsanwalt in Krakau: "Bei der Sektion wurden die Augäpfel entfernt und als Ausstellungsstücke nach Berlin geschickt."
Ein Lehrstück über nationalsozialistischen Rassenwahn und medizinische Forschung - Der Fall Dr. Karin Magnussen
Der grausige Vorgang ist weder ein sadistischer Willkürakt Mengeles noch ein bizarrer Einfall der Biologin Magnussen. Die Sache hat einen wissenschaftlichen Hintergrund: Seit 1933 arbeitete der Zoologe Alfred Kühn (Direktor des KWI für Biologie) zusammen mit Adolf Butenandt an der Erforschung von Genwirkstoffen, der Einwirkung von Hormonen auf die Pigmententwicklung, speziell im Auge. Sie experimentierten an Taufliegen und Mehlmotten. Karin Magnussen, eine ehemalige Mitarbeiterin Kühns, beschäftigte sich ebenfalls mit der Einwirkung von Farbgenen und pharmakologisch wirksamen Stoffen auf die Augenfarbe.
Der Biochemiker Adolf Butenandt (1903 bis 1995) ist mit seiner Forschung über Sexualhormone berühmt geworden. Zumindest in der Anfangszeit (von 1929 an) kooperiert er mit dem Hormonexperten Carl Clauberg. Einen Teil der Arbeiten erledigt das Hauptlabor der Schering-Kahlbaum AG. Claubergs Karriere endet in Auschwitz: Von 1942 an erprobt er mit dem zuvor ebenfalls bei der Firma Schering tätigen Chemiker Johannes Paul Göbel die Massensterilisierung jüdischer Frauen durch Einspritzen einer chemischen Flüssigkeit in die Gebärmutter.
Von 1936 an ist Butenandt Direktor des KWI für Biochemie in Berlin-Dahlem. An der Institutseinrichtung beteiligt sich die Firma Schering. 1939 bekommt Butenandt den Nobelpreis. Im Januar 1941 hält er die Festrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften über Die Biologische Chemie im Dienste der Volksgesundheit. Er referiert über Keimdrüsenhormone, die sterilen Frauen zur Mutterschaft verhelfen können, und mahnt zugleich: "Selbstverständlich gilt auch bei diesen Maßnahmen die Forderung, daß nur gesundes Erbgut fortgepflanzt werden soll ..."
Butenandt, von 1942 an auch Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, steht 1945 zunächst auf einer Fahndungsliste der US-Militärregierung. Die Kaiser-Wilhelm-Institute nennen sich bald Max-Planck-Institute. Butenandt wird 1949 Senator, 1960 Präsident und 1972 Ehrenpräsident der Max-Planck-Gesellschaft. 1960 wird er Ehrenbürger von Bremerhaven, 1985 Ehrenbürger der Landeshauptstadt München.
Fragen bleiben: Warum wusch er Mengele und Verschuer rein? Warum agierte er im Februar 1948 im IG-Farben-Prozess als Entlastungszeuge für Heinrich Hörlein, Giftgasexperte der IG Farben (vor 1945 Senator der Kaiser-Wilhelm-, nach 1945 der Max-Planck-Gesellschaft)? Warum leugnete er, was jeder in seiner Position wusste? Butenandt in dem Prozess auf die Frage, was er über die Konzentrationslager erfahren habe: "Die Namen Auschwitz, Belsen, Buchenwald usw. habe ich erstmalig erst nach dem Krieg vernommen." Von Menschenversuchen an KZ-Häftlingen wollte er "niemals auch nur andeutungsweise gehört" haben.
Butenandt wird auch heute noch gern als unpolitischer Forscher dargestellt.
Sein Schüler und Biograf Peter Karlson weist zu Recht darauf hin, dass man 1936 nicht der NSDAP beitreten konnte, es sei denn, man galt als besonders wichtig. Den Eintritt in die Partei habe Butenandt "abgelehnt und ... auch vermeiden können". Eine von vielen Unwahrheiten: Butenandt ist am 1. Mai 1936 in die NSDAP eingetreten (Mitgliedsnummer 3716562), er war auch im Nationalsozialistischen Lehrerbund. An Karlsons 1990 erschienener Biografie fällt auf, dass er die enge Beziehung zu Verschuer, vor und nach 1945, komplett unterschlägt. Verschuer kommt nicht vor.
Auch in Brandenburg wurden Kinder vergast Butenandt gehörte 1944 auch einem Kreis an, der bis heute nicht bekannt ist: dem Wissenschaftlichen Beirat von SS-Obergruppenführer Karl Brandt (1904 bis 1948), Hitlers Reichskommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen. Brandt ist der mächtigste Mediziner des NS-Staates, verantwortlich für die Euthanasie wie die Menschenversuche in den KZ. In seinem Beirat sind die führenden Ärzte des Regimes vertreten.
Brandts Beirat vereinigt unter anderem Mediziner, die sich an Menschenversuchen beteiligten. Auch Wolfgang Heubner, Fritz Lenz und Verschuer gehören dazu, ebenso Hans Glatzel, ein ehemaliger Assistent des KWI für Anthropologie. (Glatzel sorgt nach 1945 dafür, dass der "Irrentöter" Werner Heyde, der Leiter des weltweit einmaligen Massenmords an Behinderten, unter dem Namen Dr. Sawade in Schleswig-Holstein weiterarbeiten kann. 1959 wird Glatzel Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie in Dortmund.)
Übrigens beschloss im Juli 1998 die Gesamtkonferenz der Adolf-Butenandt-Schule im niedersächsischen Beverstedt, den Schulnamen zu ändern. Eine große Koalition aus CDU und SPD ignoriert seither den Willen von Lehrern, Eltern und Schülern. Der Landkreis Cuxhaven entschied, den Fall nicht zu behandeln. Eine Aufklärung gilt als unmöglich, da Butenandts Nachlass bis zum Jahr 2025 gesperrt ist (er dürfte gesäubert sein). Aussitzen scheint die Devise.
Der Kölner Genetiker Benno Müller-Hill hat 1984 in seinem Buch Tödliche Wissenschaft erstmals Belege für die Mengele-Verschuer-Butenandt-Verflechtung vorgelegt. 15 Jahre später, im September 1999, bat Müller-Hill den Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, um eine Geste: Menschen, die Mengeles "Zwillingsexperimente" überlebt haben, nach Berlin-Dahlem einzuladen und die Opfer offiziell um Entschuldigung zu bitten.
Die Antwort: nein. Man wolle dem Forschungsprojekt "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" nicht "in dem Sinne vorgreifen, daß eine Verstrickung einer Einrichtung der KWG oder einzelner ihrer Mitarbeiter mit den Untaten des Nationalsozialistischen Regimes ... vorab gesondert an die Öffentlichkeit getragen wird".
1933 hatte Max Planck mehrfach bekannt, dass sich die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft dem Naziregime voll zur Verfügung stelle.
Institute und Wissenschaftler der KWG standen im Dienst der Kriegführung oder waren in Medizinverbrechen "verstrickt". Die Mitarbeiter des Münchner KWI für Psychiatrie schnitten zum Beispiel ermordeten Kindern in der Anstalt Eglfing-Haar massenhaft die Gehirne heraus.
Der Neuroanatom Julius Hallervorden vom KWI für Hirnforschung in Berlin hatte eine Zweigstelle in der NS-Kindermordzentrale Brandenburg-Görden (Opfer: 1264 Behinderte). Hallervorden bestellt sich Kinder-Forschungsobjekte und fährt am 28. Oktober 1940 in die nahebei gelegene Euthanasieanstalt, wo die kleinen Opfer vergast werden. Heinrich Bunke, Arzt der Vergasungsanstalt: "Ein Teil der Kinderleichen wurde von Professor Hallervorden ... seziert und zur wissenschaftlichen Auswertung mitgenommen." Hallervorden und sein Chef Hugo Spatz hatten auch Kontakt zur Kindermordzentrale in der Kanzlei des Führers.
Beide sind nach 1945 am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Gießen. Es gibt einen Hugo-Spatz-Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Auch Hans Nachtsheim vom Dahlemer KWI für Anthropologie und der Butenandt-Assistent Gerhard Ruhenstroth benutzen im Herbst 1943 epileptische Kinder für einen Versuch in einer Unterdruckkammer der Luftwaffe, die zuvor im KZ Dachau eingesetzt war. Ruhenstroth, der seit den sechziger Jahren Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Planegg-Martinsried war und noch heute auf den Briefbögen des Instituts korrespondiert, hat Benno Müller-Hill vor Jahren per Anwalt belehren wollen, die Versuche hätten therapeutischen Zielen und möglicherweise dem Schutz vor Vernichtung gedient.
Die Kinder seien aus einem Waisenhaus gekommen.
Eine weitere Unwahrheit: Die Kinder kamen aus keinem Waisenhaus. Sie kamen aus der Kindermordzentrale Görden. Wer soll Butenandts Assistenten (NSDAP-Mitglied seit 1938) abnehmen, dass in der Endphase des Nazireiches die kriegswichtige, zur Luftwaffenforschung eingesetzte Unterdruckkammer ausgerechnet zur Therapie epileptischer Kinder eingesetzt wurde? Gördener Kinder waren als lebensunwert deklariert und erwarteten als "Therapie" allenfalls die tödliche Spritze. Die Rettungslegende wird kaum glaubhafter, wenn man weiß, dass Nachtsheim (von 1953 an Direktor des Max-Planck-Instituts für vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie in Dahlem) noch 1961 im Wiedergutmachungsausschuss des Bundestags und 1962 im Fachblatt Ärztliche Mitteilungen das nationalsozialistische Sterilisierungsgesetz rechtfertigte, ein neues Gesetz forderte und für die "Ausschaltung der Erbkranken aus der Fortpflanzung" eintrat.
"Neue Forschungsmöglichkeiten" durch das Euthanasieprogramm Die Max-Planck-Gesellschaft will mit ihrem Forschungsprojekt "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" ihre Vergangenheit wissenschaftlich aufarbeiten. Dabei hat sie dies bereits getan: 1990 wurde unter dem Titel Forschung im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft die Geschichte der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft auf über 1000 Seiten dargestellt. Über die Rassengesetze heißt es da: "Neben dem ,Volksganzen' kam die neue Gesetzgebung aber auch der Wissenschaft zugute. Über die bisherige Grundlagenforschung hinaus wuchsen so dem KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik sowie für Psychiatrie neue Aufgaben in Lehre, Unterricht, Forschung und Gutachterwesen zu." Die Komplizenschaft noch 1990 abzufeiern zeugt von einer erbärmlichen Missachtung der Opfer. Sogar Massenmord wird zum Forschungsereignis: "Die massenhafte Tötung von Geisteskranken öffnete auch der hirnanatomischen Abteilung des KWI für Psychiatrie sowie dem KWI für Hirnforschung neue Forschungsmöglichkeiten."
Verschuer wollte in Mengele einen Lazarettarzt gesehen, KWG-Senator Butenandt von Auschwitz nie gehört haben. Dabei bleibt nach all dem, was man heute weiß, nur der eine Schluss: Das KWI für Anthropologie war eher eine kriminelle Vereinigung als ein seriöses Institut. So hat in der Außenstelle Auschwitz auch KWI-Mitarbeiter Siegfried Liebau Zwillinge fotografiert.
SS-Obersturmbannführer Siegfried Liebau, ein Bekannter Verschuers, war zuvor Personalreferent im Sanitätsamt der SS gewesen (wo er unter anderem Obersturmführer Kurt Borm als Arzt in die Vergasungsanstalt Sonnenstein in Pirna delegiert hatte). Liebaus Spezialgebiet: Behandlung der männlichen Sterilität.
Bis heute unbekannt geblieben ist ein weiterer Mitarbeiter: Obersturmführer Erwin von Helmersen. Er promoviert im August 1943 - und zu diesem Zeitpunkt ist er wohl schon KZ-Arzt in Birkenau - bei KWI-Abteilungsleiter Fritz Lenz.
Nach Ermittlungen der Justiz soll Helmersen zusammen mit Butenandts altem Mitstreiter Carl Clauberg Sterilisierungsversuche unternommen haben. Das Verfahren wurde eingestellt: Helmersen war 1949 in Krakau hingerichtet worden.
27. Januar 2000: 55 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz. Die Max-Planck-Gesellschaft will keine Opfer von Mengeles Menschenversuchen, will keine "Mengele-Zwillinge" einladen. Beschämend, aber: Wer dort könnte ihnen auch in die Augen sehen?
FÜR große Präsenz erfolgte Typhusepidemie Nationwide MASSNAHMEN .. SENDEN Tatsache, dass ein FAMILY CAMP IN GAS Gypsy .. Dr. Mengele .. Lagerarzt
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