- deutscher Internist, Bakteriologe und Stabsarzt der Heeressanitätsinspektion
- war Mitglied der NSDAP und SA-Führer
- ab 1942: Studien zur Hepatitis epidemica für die Militärärztliche Akademie
- Frühjahr 1943: Bitte Dohmens an den Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt, die Erkenntnisse der Hepatitis-Tierversuche auf den Menschen übertragen zu dürfen
- Anfang Juni 1943: nochmalige Bitte an Reichsarzt SS Ernst-Robert Grawitz
- 16. Juni 1943: Heinrich Himmler genehmigt 8 zum Tode verurteilte Juden der polnischen Widerstandsbewegung
- 23. Juni 1943: 4-tägige Dienstreise Dohmens nach Auschwitz - Selektion der jüdischen Häftlinge an der berüchtigten Judenrampe für die geplanten Hepatitisversuche
- August 1943: die Versuchsobjekte werden von Auschwitz nach Sachsenhausen überstellt; es sind allerdings nicht 8, sondern 11 jüdische Kinder & Jugendliche im Alter von 9 - 19 Jahren - zum Tode verurteilte Widerstandskämpfer?
- September 1944: strenge Isolierung der jüdischen Kinder - Beginn der Versuche
- es werden z.B. Blutbilder und Harnanalysen erstellt
- den Opfern werden Bakterienkulturen in den Darmtrakt und in die Adern injiziert
- weiterhin werden von Dohmen extrem schmerzhafte und lebensgefährliche (ohne Narkose) Leberpunktionen vorgenommen
- Ziel dieser pseudomedizinischen Menschenversuche sollte die Erforschung und Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes sein
- die Kinder konnten nur durch die Hilfe von Häftlingspflegern gerettet werden, da diese vorgaben, das die jüdischen Kinder für mögliche weitere Versuche benötigt werden könnten
- nach Kriegsende: Dohmen lässt sich im Landkreis Detmold als Facharzt für Innere Krankheiten nieder und stieg später bis zum Chefarzt der Uni-Klini Münster auf
- 27. Februar 1975: ein Ermittlungsverfahren gegen Dohmen wird eingestellt, da er zum einen behauptet, an der Selektion der Kinder in Auschwitz nicht beteiligt gewesen zu sein und zum anderen, die Versuche habe er nur zum Schein durchgeführt
- die zuständige Staatsanwalt hielt diese Version für nicht widerlegbar
- Ohne Gruß betrat er den Raum, sah die Kinder kaum an... Einmal bringt Dr. Dohmen in Papier verpackte Ampullen mit. Er führt zwei Kindern Duodenalsonden ein. Durch die dünnen Gummischläuche (zu Untersuchung von Magen- und Darmsaft) drückt Dohmen mit einigem Kraftaufwand eine gallertartige Masse in den Darmtrakt. Beim zweiten Versuch wird ein Teil der Masse auf den Boden geschüttet. Nicht Hineintreten! ruft er aufgeregt, streckt seine Hände abwehrend aus. Für mich beseitigte dieser Zwischenfall die letzten Zweifel darüber, daß Dr. Dohmen diesen völlig gesunden jüdischen Kindern Bakterienkulturen in den Darm praktizierte.
- Dr. Dohmen entnahm seiner Instrumententasche nun eine schräg angeschliffene Röhrensonde, trat hinter Saul Hornfeld, tastete mit den Fingern seinen Rücken ab, setzte dann die Sonde an und stach sie tief durch die Rückenmuskulatur in die Körperhöhle des Kindes. Saul Hornfeld biß vor Schmerz auf seine kleinen Fäuste. Ich trat schnell vor ihn und beschwor ihn mit gepreßter Stimme, tapfer zu bleiben. Tränenblind schaute er mich an, ohne mich zu sehen. Über seine blutleeren Wangen strömten die Tränen. Da stach der Arzt zum zweiten Male zu. Ich warf einen bangen, fragenden Blick zu Häftlingsarzt Dr. Oftedal. Leberpunktion, flüsterte der mir zu. Dann sah ich, wie Dr. Dohmen aus der Sondenröhre eine lange Nadel zog und schnell ein Reagenzglas unter die Sondenöffnung hielt. Schweres, dunkles Blut tropfte in das Glas. Auch einige Stückchen Gewebe - wohl aus der Leber gerissen - schwemmten mit hinein. Jetzt zog der Stabsarzt die Sonde wieder aus dem Rücken des Jungen, warf sie in eine Nierenschale und drückte schnell einen Tupfer auf die Wunde. Dann klebte er ein oder zwei breite Streifen Heftpflaster darüber. Dr. Oftedal und ich hoben Saul Hornfeld vom Verbandstisch und ich brachte ihn zurück zu seinen Leidensgefährten und ins Bett. Da lag dieser kleine Mensch auf dem Strohsack, das Gesicht zur Bretterwand gekehrt und weinte leise vor sich hin.
Rezensionsnotiz Frankfurter Rundschau, 11.01.2006
"Wirklicher als die Wirklichkeit" findet Dagmar Pöpping die Erinnerungen von Saul Oren-Hornfeld, der darin die Zeit seiner Inhaftierung im KZ Sachsenhausen beschreibt. Oren-Hornfeld wurde vom Hepatitisforscher Arnold Dohmen in Sachsenhausen zu Experimenten benutzt. Pöpping verspürt beim Autor, der die Shoa mit religiösen Bildern als "symbolisches Geschehen" deutet, das Bedürfnis, dass die an ihm vergangenen Verbechen endlich gesühnt werden. Er beabsichtige, dass die Leser seine "Ohnmacht" spüren gegenüber der ausbleibenden Verurteilung der NS-Tätergeneration - Arnold Dohmen ist nach dem Krieg von einem deutschen Gericht freigesprochen worden.
Das Schicksal der Kinder wurde in dem Dokumentarfilm "Jedesmal mußte ein Wunder sein – Die Kinder von Sachsenhausen" verarbeitet.
Das Schicksal der Kinder wurde in dem Dokumentarfilm "Jedesmal mußte ein Wunder sein – Die Kinder von Sachsenhausen" verarbeitet.
Quellen:
Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer.
Bruno Meyer: Der Krankenbau - Versuchs- und Mordstätte, in: Der Appell. Mitteilungsblatt für die ehemaligen Häftlinge und deren Angehörige der Konzentrationslager Sachsenhausen/Oranienburg. Nr.9/Februar 1987
Carola Sachse: Die Verbindung nach Auschwitz - Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten
Saul Oren-Hornfeld: Wie brennend Feuer. Ein Opfer medizinischer Experimente im Konzentrationslager Sachsenhausen erzählt
"Berliner Zeitung" vom 2. Dezember 1996: "Arzt mißbrauchte Kinder für Versuche"
Bruno Meyer: Der Krankenbau - Versuchs- und Mordstätte, in: Der Appell. Mitteilungsblatt für die ehemaligen Häftlinge und deren Angehörige der Konzentrationslager Sachsenhausen/Oranienburg. Nr.9/Februar 1987
Carola Sachse: Die Verbindung nach Auschwitz - Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten
Saul Oren-Hornfeld: Wie brennend Feuer. Ein Opfer medizinischer Experimente im Konzentrationslager Sachsenhausen erzählt
"Berliner Zeitung" vom 2. Dezember 1996: "Arzt mißbrauchte Kinder für Versuche"
Wie jeder erkennen MUSS, reichten Opfer- sowie Zeugenaussagen nicht aus, um einen gewissenlosen NS-Täter anzuklagen und zu verurteilen. Unser (armes) Märchenland!
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